25. September 2019

Unsere Wohltätigkeit

Unser Haus lag in der Mitte eines Stadtviertels. An der Ecke des Stadtviertels wohnte eine schwerbeschädigte mollige Frau, die in fortgeschrittenem Alter war. Sie hieß Frau Nastja. Sie wohnte in einer drei Wohnungen des eingeschossigen Holzhauses. Jedesmal, wenn jemand von uns einkaufen ging, ging er oder sie an ihren Fenstern vorüber. Üblich machten wir einen Abstecher bei ihr und fragten sie, ob sie mochte, dass wir auch für sie etwas kaufen. In der Regel schickte mich meine Mutter Brot und Milch zu kaufen. Sie gab mir einen Rubel. Dafür konnte ich uns zwei Laibe weißes Brot und zwei Milchkannen kaufen. Nebenbei kaufte ich Lebensmittel für Frau Nastja. Meine Schwester Irina kam manchmal, um ihr den Fussboden zu scheuern.

Frau Nastja hatte ein Bein verloren und musste eine Prothese benutzen. Sie hatte einen Sohn Anatolij gehabt, den ich auch ein wenig gekannt hatte. Einst war er unter dem Eis ertrunken. Ich behielt sein Begräbnis im Gedächtnis. Danach war Frau Nastja den vereinsamten Krüppel geworden.

Mir gefiel ihr gutmütiges Lächeln, das sie mir oft schenkte. Frau Nastja gab mir Bonbons und Süssigkeiten. Ich war daran so gewöhnt, dass ich mich etwas enttäuscht fühlte, wenn sie mir nichts reichte.